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06.10.12 –
Das Museum des „Landes“ Westpreussen kommt ins Franziskanerkloster. Das Museum soll uns 10.000.- € pro Jahr wert sein? Ein Problem? Wir Grünen meinen: Nur solange es die Stadt nichts kostet, kann man dieses Museum hinnehmen.
Zur Erklärung: Wenige Nachfahren von im damaligen deutschen Westpreussen beheimatet Gewesenen mögen als geschätzte Mitbürger in unserer Stadt leben. Aber im Übrigen ist der Anfangsbuchstabe „W“ die einzige Übereinstimmung. Wer Interesse an „alten Ansichten“ behalten hat, spart künftig die Fahrkarte nach Wolbeck. Das rechtfertigt aber die Zahlungen nicht. Die Umzugspläne gehen auf den Käufer der Klosteranlagen selbst zurück, der neben Bund und Land auch des Museums Mäzen ist. Der Bürgermeister der Stadt Warendorf hat sich für diese befremdliche Umzugsidee nach meinem Geschmack auffällig früh erwärmen können und sie nach besten Kräften befördert. Was bewog ihn? Ist es Mitgefühl für einen, der ächzend die Klosterkirche erhält? Milde für einen, der ein Warendorfer Original-Kulturgut, nämlich die zum Kloster selbst gehörende Grablege, schleifen ließ? Hilfe für den überforderten Bauherrn, der in einem gesättigten Wohnungsmarkt einen öffentlich geförderten, dauersolventen Mieter sucht? Nein, das beileibe nicht. Die Argumente waren: Museumsbesucher essen, kaufen, schlafen und kommen wieder. Gut für’s Tourismus-Geschäft. Und das Museum kooperiert ja mit dem heutigen Polen. Passt zur Städtepartnerschaft an einem weltoffenen Platz. Der Musemsbetreiber versprach dazu eine Überarbeitung seines angestaubten Konzeptes: Kloster Warendorf werde zugleich ein Ausstellungsstück. In den Fraktionen hörte man Wohlwollen: Für jede Stadt ein Schmuck sei ein Museum, nicht wahr? Sein Thema fast schon beliebig, Eintrittspreise auch. Man möchte allenthalben auf den Kulturstandort Warendorf stolz sein.
Da das alles nachvollziehbar ist, hatten wir Grünen im Kulturausschuss unseren kritischen Antrag zurückgestellt. Wenn das Museum kommen will, sagen wir: Lass es, wenn es nur seinen revisionistisch anmutenden Titel „Landesmuseum“ ablegt und im „Heute“ ankommt. Fragen und Hoffnungen bleiben bei uns Grünen: Wann finanzieren wir die vorhandene museale Kultur Warendorfs auskömmlich, statt sie immer neu auf das Ehrenamt zu verweisen? Wann holen wir Warendorfer stattgeschichtliche Fundstücke aus auswärtigen Museen zurück hierher? Wann bringen wir endlich Tatkraft und Geld für kulturhistorische Pflichtaufgaben auf, wie die Gestaltung einer Erinnerungskultur an das einst blühende jüdische Leben in Warendorf? Ideen gab es schon.
Wir Grünen meinen: Wenn der Bürgermeister 10.000 Euro für Kulturförderung sieht, dann gehören die zuerst einmal hierher. Das wäre eine ehrliche Politik für den Kulturstandort Warendorf. Die Devise muss doch heißen: Warendorfer Geschichte zuerst! Darauf könnten wir dann stolz sein. Hoffen wir dafür auf Zuspruch und Mehrheiten. Alimente für das Westpreussenmuseum dagegen riechen nach Wirtschaftsförderung im feuilletonistischen Gewand. Zu Lasten des Kulturhaushaltes ist das nicht vertretbar.
Replik Auf Gruhn v.10.10.12
Wer meinen Beitrag im Rathausecho vom 6. Oktober nachliest, wird feststellen, dass keine der Interpretationen des Klaus Gruhn zutreffend ist. Leidenschaft hat ihm offenbar die Feder geführt. Zu den kritischen Punkten selbst dagegen folgt keine einzige Einlassung. Lieber Herr Gruhn, wer wollte Ihnen streitig machen, mir Contra zu geben? Nur bitte, tun Sie das doch auch inhaltlich. Sagen Sie etwas zu dem Verhalten des Investors bezüglich der Grablege. Zu dem Konzept des Museumsbetreibers, der es sogar selbst für überholungsbedürftig hält, zu dem Klang des Namens „Landesmuseum“. Sagen Sie etwas zum Haushalt, zur Höhe des Betrages. Sprechen Sie doch auch von der Warendorfer Geschichte, die sicher auch in Ihrem Empfinden einen Platz beanspruchen darf. Welchen? Erwähnen Sie Ihre Prioritäten. Soll die Warendorfer Geschichte hintanstehen? Lassen Sie es uns wissen. Mindestens das. Erst dann leisten Sie einen demokratischen Beitrag zum Thema.
Klaus Aßhoff
BÜNDNIS90/Die Grünen
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