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13.04.10 –
Das Scheitern hat vielfältige, teils widersprüchliche und umstrittene Ursachen, weshalb ein Schuldiger nicht auszumachen ist und wir wollen auch nicht danach suchen. Fest steht, dass wir als Grüne Fraktion versäumt haben, dem Thema mehr Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit zu verschaffen. Die Beteiligung des Stadtrates und der Bevölkerung durch die Akteure war insgesamt mangelhaft. Die Stadt Warendorf hat das Haus nie gekauft, ein Fehler, vielleicht der entscheidende. So wie jetzt über dieses kulturhistorische Denkmal verfügt werden soll, verletzt es die Erwartungen aller, die - wie wir - auf eine gedeihliche Planung und Zusammenarbeit zwischen dem Arbeitskreis Jüdisches Leben und dem Bürgermeister mit der Familie Möllmann/Elpers vertraut hatten. Zumindest seit dem Rückzug der Eigentümer aber, im Juni 2009, und dem danach gestellten Bauantrag hatte der Bürgermeister Zeit, den Rat zu informieren. Das hätten wir sofort erwartet; es ist damals ebenso unterblieben, wie echte „Geburtshilfe“ für den Verein, der erkennbar Startschwierigkeiten zeigte. Der Arbeitskreis Jüdisches Leben seinerseits hätte viel früher zielstrebig an der Gründung dieses Vereines und dem Werben qualifizierter Persönlichkeiten arbeiten müssen, denn an Gründungsmitgliedern hätte es nicht gefehlt. Aber selbst, als schon Fördermittel „warteten“, blieb seine Gründung stecken. Die eine Schlüsselstellung besetzende Eigentümerfamilie Möllmann/Elpers mag selbst erforschen, ob ihr wechselhafter Umgang mit dem Erbe und der unauslöschlich mit ihm verbundenen Erinnerungshypothek sowie den Gesprächspartnern Tadel verdient oder nicht. Niemand wundere sich aber, wenn jetzt in der gesamten Republik registriert wird, dass ausgerechnet die Stadt Paul Spiegels „seine Synagoge“ nicht genügend in Ehren hält –nebenbei auch ein Imageschaden für alle Warendorfer. Die private Eigentümerschaft wirkt im Ergebnis überfordert mit der Öffnung ihres Eigentums für das öffentliche Gedenken und Museum. Zuvor konnten rechtsstaatliche Mittel einen Abriss und die Entfernung der letzten - und damit umso wertvolleren - ungetilgten Spuren des jüdischen Lebens in dem Haus noch verhindern. Die Fraktion teilt aber die Einschätzungen der jüdischen Gemeinde: Ohne Zugang für die Allgemeinheit gerät hier Denkmalschutz zur Farce. Die Fraktion unterstreicht, dass sie das Synagogengebäude als höchst denkmalwertig einstuft, auch wenn es nicht „schön“ aussieht. Das hat ja Ursachen: Die Nazis drängten die jüdischen Mitbürgern Warendorfs aus der Stadt und aus ihrem Synagogengebäude, brannten es nicht nieder, um Nachbarn nicht zu schädigen und gaben dem bereitstehenden Käufer auf, alles zu entfernen, was an eine Synagoge erinnert hätte. Deshalb sind doch keine „Kirchenfenster“, kein sakrales Äußeres mehr zu sehen. So trist wie es damals werden sollte, sieht es heute noch aus! Die historische Verantwortung trug uns längst auf dieses zumindest symbolisch rückgängig zu machen durch einen authentischen Ort des öffentlichen Gedenkens an Gräuel und Mord der Nazidiktatur. Dass wir alle das an dieser Stelle nach mehr als einem halben Jahrhundert noch immer nicht geschafft haben, ist beschämend für uns. Es beweist nicht etwa die Entbehrlichkeit dieses Denkmals, das über 60 Jahre, -als Wohnung oder im Leerstand, wie manche leichthin argumentierten, niemandem gefehlt habe, sondern stellt Warendorf und seine Bürger vor eine umso härtere Herausforderung, um nicht an dem Gedenken und der Geschichte zu scheitern. Nun ist durch die beklagenswerte Entwicklung auf absehbare Zeit der Weg versperrt, den „Originalschauplatz“ der Geschichte zu nutzen. Als Grüne Fraktion wollen wir jetzt erst recht gemeinsam mit allen handeln, die sich dem Vergessen und Verdrängen entgegenstemmen. Ein Verein „Jüdisches Leben in Warendorf“ sollte demnächst gegründet werden, die Arbeit fortsetzen und durch nachhaltige Förderung der Stadt dem öffentlichen und privaten Gedenken an den nationalsozialistischen Mord, Terror, Vertreibung, Schändung in breiter, anschaulicher, kreativer, wissenschaftlich-aufklärender Weise Raum geben. Es wird zweifellos beschwerlich sein und finanzielle Anstrengung kosten, den vorläufigen Verlust des Synagogengebäudes als Erinnerungsort auszugleichen und doch: Gedenken beginnt immer im Kopf und im Herzen und, so betrachtet, hält Warendorf nach unserer Überzeugung noch viele Orte bereit.
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