Diese Zeilen entstehen am 27. Januar 2022, also am Holocaust-Gedenktag. Was hat dieses Datum mit dem Warendorfer Rathaus zu tun? Diese Frage ist zu erwarten. Und die Antworten auch. Sie reichen von Schulterzucken bis zum Hinweis auf die alljährlichen Gedenkfeiern und Gedenksteine in unseren Bürgersteigen. Am heutigen Tag, 77 Jahre danach also, hallt aber auch ein alter Streit aus dem Ratssaal wider. Dabei geht es um Ehrungen für Personen, die dem Nationalsozialismus gedient haben. Wir schreiben die Namen auf Briefe, in Mails. Sie stehen in Ausweisen und Bescheinigungen. Sie finden sich im Warendorfer Straßenverzeichnis. Man kommt nicht umhin sie zu nutzen. Und erweist damit den Falschen die Ehre, bewahrt Rassisten und Nazis gleichsam unfreiwillig ein ehrendes Andenken. Aus dem Rathaus hallt am heutigen Tag die Botschaft wider, dass die Ratsmehrheiten der vergangenen Perioden diesen Zustand nicht abstellen wollten. Es ist also ein trübes, gedämpftes Echo. Geschuldet der Beschwichtigung, der Verdrängung und teilweise auch der Bequemlichkeit. Dabei will Warendorf immer so eine moderne kleine Weltstadt sein mit Gästen aus allen Kontinenten, die Olympiastadt, die Sportstadt und bald auch Gastgeber für die „Special Olympics". Passen dazu Straßen, wie die, die nach einem Freiherrn von Langen benannt ist, der SA-Sturmbannführer war? Oder nach der Balladendichterin Agnes Miegel, die Jubelverse auf den Führer verfasste und später nie mehr ein Wort der Distanzierung davon fand? Oder eines Herrn Karl Wagenfeld, der dem Rassismus in den Heimatvereinen Westfalens Geltung verschaffen wollte? Alle Fraktionen im Rat wissen die Antwort: Nein, das passt gar nicht. Würde auch nur einer jener Spitzensportler in irgendeinem Medium oder gegenüber unserem Bürgermeister laut genug die Frage aufwerfen, warum wir mehrere Straßen als Ehrung für Nazi-Größen nutzen, wäre neben abgrundtiefer Peinlichkeit ein internationaler Eklat die sichere Folge. Hoffnung gibt, dass die Zeiten sich ändern. Auch manches Verspätete kann richtig sein. Friedrich Merz will den AfD-Kandidaten Otte aus der CDU werfen. Die „Ampel-Koalition" ist entschlossen, im Grundgesetz den erfundenen Begriff „Rasse" zu ersetzen. Wir hier in Warendorf sind also in bester Gesellschaft, wenn wir für die bei uns betroffenen Straßen zusammen mit den Anwohnern neue Namen wählen. Wir haben genug Persönlichkeiten, die als Vorbild taugen statt solcher, die die Menschenverachtung mitgetragen haben. Und es wäre für alle am Besten, wenn dieses endlich von allen Ratsfraktionen gemeinsam auf den Weg gebracht würde. Wer ein Gegenargument zu kennen meint, möge erst nachlesen, ob es wirklich neu ist. Die alten sollten wir uns ersparen.
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