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Nicht von drauß‘ vom Walde, sondern von den Vereinten Nationen her ist im Jahre 2006 die „Inklusion“ gekommen. Und das war überfällig, damit die bisher praktizierte Ab- und Aussonderung in speziellen Orten zum Leben und Lernen überwunden wird. Diese Parallelwelten sind nämlich ein Grund dafür, weshalb es uns so schwer fällt zu erfassen, was eine Barriere ist. Inklusion will erreichen, dass nicht eine behindertengerechte Sonderzone barrierefrei ist, sondern unsere Stadt insgesamt. Seit 2006 wurde Inklusion ein richtiges Modewort und heisst Vieles, zu Vieles. Die Missverständnisquote scheint täglich zu steigen, je nach dem, ob Sie mit Eltern, Lehrern, behinderten Bürgern, Verkehrs- oder Sozialpolitikern sprechen. Wenn ein Begriff, der ohnehin als sperriges Fremdwort daherkommt, auch noch von jeder Interessenlage mit einem anderen Sinn besetzt wird, ist das immer schwierig. Was eigentlich das Gespräch erleichtern sollte und eine Richtung anzeigen, wird so zu einer Falle für Missverständnisse. Auch im Warendorfer Rat und in der Verwaltung reden wir munter von Inklusion und wissen doch nicht genau, was der andere speziell meint. Ohne die Mühe der konkreten Erklärung geht es also nicht.
Sonst stellen sich nur oberflächliche, von Ängsten beherrschte Fragen: Ist das eher eine Kostenlawine oder das Abschaffen von Sonderkosten und Sonderrechten? Meint es das Warten der angeblich Schnellen auf die angeblich Langsamen? Oder Gleichmacherei? Oder gar die Überforderung der sogenannten „Allgemeinheit“? Wer etwas Näheres wissen will, kann es schon untersuchen: Im Unterricht ist Inklusion ein eigenes Thema und vom Land und seinen Lehrern zu bewältigen. Aber die Schulen in städtischer Trägerschaft sind mit ihrer gewachsenen Bausubstanz, den notwendigen Integrationshelfern, der Schulsozialarbeit eine Riesenherausforderung auch für uns. Die kommunalen Dienststellen leisten hier wirklich Enormes und tragen längst dazu bei Inklusion zu gestalten. Auch die Stadtplanung ist betroffen. Die Nachbarn an der Tönneburg reiben sich verwundert die Augen und fragen sich möglicherweise zu Recht: Wie sieht hier Inklusion aus? Die Antwort darauf fällt nicht leicht. Aber soviel steht fest: Wer positiv denkt, verbindet mit Inklusion das Schleifen möglichst aller Barrieren im öffentlichen Raum, mindert also Behinderung, Absonderung und schafft mehr Gemeinschaft, mehr Vielfalt– kurzum: eine menschenfreundlichere Stadt. Ein Mammutprogramm. An der Schulpolitik kann man dieser Tage studieren, wie Inklusion unter haushaltspolitische Räder kommen kann. Auch deshalb haben mein Kollege Manfred Lensing-Holtkamp und ich im Sozialausschuss die Frage nach der Schaffung einer Zuständigkeit für Inklusion in unserer Stadt Warendorf aufgeworfen. Dabei haben wir hauptsächlich den ausserschulischen Raum im Blick. Genauer gesagt jene Einwohner mit den unterschiedlichsten Handicaps, die, ohne erst bitten und beantragen zu müssen, sicher sein wollen, dass die Verwaltung an sie denkt. Ob es um Baumaßnahmen oder um Strassenquerung, um Lichtverhältnisse oder Zugänge, um Mobilität oder Schriftgrössen, ob um Hörhilfen oder Blindenschrift geht, ob um Stufen oder Gefahren – jedes Projekt, das in Mitverantwortung der Stadt läuft, muss fortan durch die „Inklusionsbrille“ betrachtet werden. Ein Vorgang, wie der mit dem Zugang zur Stadtverwaltung darf sich nicht wiederholen. Das Engagement ehrenamtlicher Angehörigen- oder Seniorengruppen kann hier wichtig sein, ebenso wie das Expertenwissen von Betroffenen. Aber wer sorgt dafür sie zu fragen? Wer ist die Stelle, die immer daran denkt? Hier kann es unseres Erachtens nur das entsprechende Sachgebiet in der Verwaltung sein, dessen Mitarbeiter sich das im wahrsten Sinne des Wortes zu Herzen nehmen. Keine leichte Aufgabe für die neue Leitung des Sozialamtes, aber eine sehr lohnende. Vielleicht können wir dann eines Tages mit Stolz sagen: Warendorf-Stadt der Pferde-all inclusive.
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