BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Ortsverband Warendorf

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Reaktion zu den Leserbriefen Dr. Hans-Günter Schöler (FDP), Werner H. Könemann (CDU) Peter Kumpf (GEW) v. 28. Mai 2013 sowie Frau Maria Möllers, Förderschullehrerin, v. 29. Mai 2013

Ratskollege Dr. Schöler unterschlägt für seine FDP leider die schwierigen Passagen aus Dammanns Leserbrief (v. 25. Mai in dieser Zeitung). So kann er stattdessen die Inklusion als Grüne Besserwisserei und typisch Grüne Heilslehre beklagen, gerade so, als wüsste er nicht genau, dass die Inklusion aus der Behindertenkonvention der Vereinten Nationen hervorgegangen ist, die vor gut vier Jahren von der Bundesrepublik ratifiziert wurde. Die Mütter und Väter der Konvention waren selbstverständlich auch nicht Grüne Schlauberger, sondern etliche Behinderten- und Nichtregierungsorganisationen. 192 UN-Mitgliedsstaaten arbeiteten seit 2001 mit, bis die Generalversammlung der Vereinten Nationen das Dokument vor nunmehr fast sechs Jahren beschloss. Von da an ging es in den Mitgliedsstaaten weiter, gelangte über den Bund zu den Ländern.

02.06.13 –

Ratskollege Dr. Schöler unterschlägt für seine FDP leider die schwierigen Passagen aus Dammanns Leserbrief (v. 25. Mai in dieser Zeitung). So kann er stattdessen die Inklusion als Grüne Besserwisserei und typisch Grüne Heilslehre beklagen, gerade so, als wüsste er nicht genau, dass die Inklusion aus der Behindertenkonvention der Vereinten Nationen hervorgegangen ist, die vor gut vier Jahren von der Bundesrepublik ratifiziert wurde. Die Mütter und Väter der Konvention waren selbstverständlich auch nicht Grüne Schlauberger, sondern etliche Behinderten- und Nichtregierungsorganisationen. 192 UN-Mitgliedsstaaten arbeiteten seit 2001 mit, bis die Generalversammlung der Vereinten Nationen das Dokument vor nunmehr fast sechs Jahren beschloss. Von da an ging es in den Mitgliedsstaaten weiter, gelangte über den Bund zu den Ländern. „Betroffen“ sei Herr Dr. Schöler über uns gewesen, ob der seiner Meinung nach zu persönlichen Kritik an Herrn Dammann. Nun – sollten wir nicht einem Mann antworten, der erklärt, dass die Schüler durch das Übel der Inklusion nicht zu ihrem Recht kommen? Hatte er nicht auch wörtlich formuliert: „ Inklusion kann aber nicht gelingen“, „zerstört die bisherige fördernde Integration“ und prophezeit: „Zu spät wird das Erwachen kommen“? Hat er nicht vor allem polarisierend und herabwürdigend argumentiert, indem er hier von „Lernwilligen“ sprach und dort von Behinderten als Versagern? Doch, er hatte. Wir fragen nach: Wie mögen sich nach der Lektüre des Dammann’schen Leserbriefes die vielen Integrationsschüler gefühlt haben, wie die unglaublich engagierten Integrationshelfer, wie die Fachlehrer in Förder- und Regelschulen, die vielen Eltern, die mit der Inklusion mehr Gemeinschaftlichkeit in der Bildung ihrer Kinder erhoffen, wie eben alle die, die mit Engagement und Geduld versuchen, das Beste aus unserem wahrlich nicht einfachen Bildungssystem herauszuholen? Und wie die Oberstufenschüler der Gesamtschule deren Begabung Herr Dammann pauschal für begrenzt erklärt? Natürlich ist Herr Dammann frei in Meinung und Rede. Welchen Eindruck das auf die Grüne Fraktion macht, wie wir es einordnen und was wir daran angreifen, dürfen wir aber ebenso deutlich sagen. Anders geht es ja wohl nicht, wenn wir hier anderer Meinung sind, höchst bedauerlicherweise auch anderer Meinung als der Ratskollege Dr. Schöler und die FDP.

 

Über die Reaktion des langjährigen CDU-Mitgliedes Könemann aus Milte lohnt sich das Diskutieren dagegen kaum. Er hat von der UN-Behindertenkonvention anscheinend noch nie etwas wahrgenommen und bestreitet rundweg, dass es bei der Inklusion um so etwas wie ein Menschenrecht geht. „Es ist Unsinn von ‚Lebensrecht‘ zu sprechen“, hält er uns wörtlich vor. Also, Herr Könemann, jetzt haben Sie die Gelegenheit, bitte lesen Sie jetzt: (Zitat:)  „Zweck der UN-Konvention  … ist es, die Möglichkeit der vollen und gleichberechtigten Ausübung aller Menschenrechte und Grundfreiheiten durch alle behinderten Menschen zu fördern, zu schützen und zu gewährleisten und die Achtung ihrer angeborenen Würde zu fördern. Damit nimmt sie auch Bezug auf Artikel 1 des Grundgesetzes ‚Die Würde des Menschen ist unantastbar‘.“ (Zitatende) Was Sie den Grünen als „versteinerte Ideologie“ vorhalten und diffamierend in einem Atemzug mit selbstverständlich völlig inakzeptablen Pädophiliepositionen einiger Grüner vor 30 Jahren unterbringen, entstammt nicht etwa einer Ideologiefibel von Aßhoff und Lensing-Holtkamp, sondern den sehr informativen Seiten des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zum Thema der „Rechtsfragen der Inklusion“.

 

Die GEW und Maria Möllers bringen (Leserbriefe v. 28. Mai) in Erinnerung, was aus schulischer Perspektive dazu zu sagen ist. Soweit Frau Möllers als Förderschullehrerin der Öffentlichkeit versichert, der UN- Behindertenkonvention werde bereits „seit vielen Jahren“ durch die bloße Beschulung Behinderter entsprochen, ist das verkürzend und irreführend. Träfe das zu, würde darüber nicht so lebhaft gestritten. Vielmehr verlangt Inklusion in der Bildung die gemeinsame Beschulung und damit auch einen Umbau des deutschen Schulsystems, in deren Verlauf auch Schulen umorganisiert, angepasst und geöffnet werden. Dass die Inklusion einseitig das „Opfern“ der Förderschulen bewirke, ist ebenfalls unrichtig.

 

Versuche, bei der Umsetzung der Inklusion auch noch sparen zu wollen, kritisieren wir. Auch Warnungen vor zu viel Eile sind angebracht, solange der Inklusionsansatz damit nicht grundsätzlich infrage gestellt, ausgebremst und oder gar als Gefahr für Regelschüler gebrandmarkt werden soll. Der in der UN-Behindertenkonvention enthaltene Perspektivwechsel besagt: Es ist nicht länger zu fragen, ob Inklusion möglich, sondern ob Exklusion erlaubt ist. Das Ausschließen, das unredliche Argumentieren und Abwehren, das Kleinreden der Chancen der Inklusion, dieses alles hat kein Mensch verdient. Wir möchten, dass der Weg der Inklusion unbeirrt, mutig, behutsam und zugleich tatkräftig, finanziell und personell gut ausgestattet, weiter beschritten wird, nicht zuletzt auch außerhalb der Schulen. Wer das, so verstanden, nun unbedingt Grün nennen will, der mag das so tun, jedenfalls ist das eine politische Position, die wir vertreten und - wenn es sein muss - auch hart verteidigen werden. Und zwar so lange bis uns besseres Wissen zu einer Korrektur veranlassen wird.

 

Klaus Aßhoff und Manfred Lensing-Holtkamp, Grüne Fraktion im Rat

 

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